Lebendiges Wasser? Oder totes Wasser? Gibt es
sowas?
Es gibt die Vorstellung, dass Wasser mehr sei als nur ein Element. Immerhin basiert alles Leben auf
der Existenz des Wassers. Also könnte es doch denkbar sein, dass etwas im Wasser verborgen ist, was über die
Sondereigenschaften dieses Elements hinausgeht?
Vielleicht ist Wasser selbst ein lebendiges Etwas? Oder hat es vielleicht sogar die Fähigkeit, Informationen zu
speichern und wäre somit in der Lage, sich an Substanzen zu erinnern, die einmal in dem Wasser aufgelöst waren?
Die Vorstellungen und Ideen reichen dabei von faszinierend bis grotesk. Der Arzt René Hirschel aus
Günzburg, will zum Beispiel mit „verwirbelten" Wasser besonders viele Schadstoffe aus dem Körper seiner
Patienten lösen.
Er benutzt normales Leitungswasser, das durch speziell konstruierte Trichter geleitet wird und auf diese Art und
Weise völlig neue Eigenschaften bekommen soll. Diese Eigenschaften bestehen u. a. in einer geringeren
Oberflächenspannung, was Hirschel vermuten lässt, dass dieses Wasser leichter andere Stoffe aufnehmen kann. Er hegt
auch die Überzeugung, diesen Effekt bei seinen Patienten beobachtet zu haben.
Frage hier: Wenn die verringerte Oberflächenspannung das Geheimnis dieses therapeutischen Erfolges ist, dann
müsste ein wenig „Pril" oder sonstige tensidhaltige Agenzien therapeutisch ebenso wirksam sein.
Bislang gibt es aber noch keinerlei überzeugende Ergebnisse, dass Spülmittel besonders entgiftend wirksam sein
könnten. Dr. Hirschel ist darüber hinaus der Meinung, dass das Trichter-Wasser mehr Elektronen besitzt und eine
höhere Qualität als normales Leitungswasser besitze. Bislang aber liegen diese Behauptungen alle im Bereich der
Vermutungen, denn wissenschaftliche Beweise dafür hat es bislang noch nicht gegeben.
Aber es bedarf keiner Verwirbelung, um die Einzigartigkeit des Wassers beobachten zu können. Wasser verhält sich
vollkommen anders als alle anderen Flüssigkeiten. Seine größte Dichte hat es im flüssigen Zustand bei fast 4°C,
während andere Stoffe nur in fester Form ihre höchste Dichte aufweisen können.
Wasser dehnt sich als fester Stoff, das Eis, wieder aus und bringt somit die vergessenen Cola-Flaschen im
Gefrierfach zum Platzen. Aufgrund der Volumenvermehrung hat Eis einen Auftrieb und schwimmt auf Wasser. Flüsse,
Bäche und Seen gefrieren also nur von oben her und ermöglichen Tieren und Pflanzen ein Überleben im Winter.
Dies sind einige von mehr als 60 ungewöhnlichen Eigenschaften des Wassers. Eine weitere ist die des Lösungsmittels,
das in der Lage ist, eine Vielzahl von Stoffen aufzunehmen.
Um das Ungewöhnliche noch ungewöhnlicher zu machen, gibt es Wasserforscher, die glauben, dass das Lösungsmittel
ein „Lösungsmittelgedächtnis" hat. Da das Wassermolekül ein Dipol ist, das sich in Clustern mit anderen
Wassermolekülen anordnet, ordnen sich die gelösten Stoffe in einem spezifischen Muster in diesen Clustern ein und
an. Nach Entfernung des gelösten Stoffes soll angeblich die molekulare Clusteranordnung erhalten bleiben, was dann
das „Lösungsmittelgedächtnis" ausmachen soll: Das Wasser kann sich an den gelösten Stoff erinnern.
Diese Hypothese könnte unter anderem ein Grund dafür sein, warum zum Beispiel homöopathische Arzneimittel wirken.
Die Wirksamkeit liegt damit alleine in der „Erinnerungsfähigkeit" des Wassers an seine Urkonzentration. Angeblich
gibt es biologische Bestätigungen dieser Hypothese.
Unter „normalen" biologischen und pharmakologischen Bedingungen ist dies kaum nachzuvollziehen, denn hier werden
immer wieder Dosis-Wirkung-Relationen beobachtet: Je höher eine Dosis ist, desto kräftiger wirkt sie.
Diese Regel hat allerdings auch ihre Grenzen, wenn z.B. bei erhöhter Dosierung eines Medikaments kein weiterer
medizinischer Effekt zu verzeichnen ist, dafür aber die Nebenwirkungsrate drastisch in die Höhe schnellt. Umgekehrt
werden schwächer werdende Dosierungen mit einer abnehmenden Wirkung beantwortet.
Mehr oder weniger ausgeprägte Wirksamkeit trotz niedriger Dosierung ist häufig erklärbar mit einem
Plazebo-Effekt.
Auch von der Seite der Physik herrscht Skepsis in Bezug auf die Gedächtnisfähigkeit des Wassers. Erik Nibbering vom
Max-Born-Institut in Berlin begründet dies mit der schnellen molekularen Bewegung des Wassers, die ein Cluster nur
für 15 Pikosekunden aufrecht erhalten könnte. Damit hat Wasser ein Kurzzeitgedächntnis von nur 15
Billionstelsekunden.
Gerade der Spruch „alles fließt" deutet auf das Wasser als ein Element steter Veränderung hin. Unter
naturwissenschaftlichen und philosophischen Gesichtspunkten ist eine Memory Theorie des Wassers nicht
wahrscheinlich.
Dies soll aber keinesfalls heißen, dass Wasser keinerlei Geheimnisse mehr bergen würde. Dies ist ebenso
unwahrscheinlich wie die Gedächtnis-Theorie.
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